Das Glück als Staatsziel, das Glück auf dem Fahrradsattel

 
Thimphu  
Dagana und Tsiwang

Aufbruch nach Osten

 

Am nächsten Morgen radle ich nach Norden zu den beiden Klosterkomplexen Cheri und Tango. Die Strecke dorthin ist nicht weiter schwierig und wie ich hörte, die Lieblingsstrecke des vierten Königs, der ein begeisterter Mountainbiker sei. Den Proviant für die Tour ins Hinterland kaufe ich noch am selben Abend.
Nach dem kräftigenden Müsli-Frühstück, welches ich in meinem Hotelzimmer einnehme, weil das Restaurant stark auf indische Küche ausgerichtet ist, packe ich mein Fahrrad vor dem Hoteleingang, verabschiede mich vom Personal und fahre in Richtung Osten. Schon bald hinter dem Hotel geht es steil den Hang hoch. Die Straße ist streckenweise eine Baustelle. Es liegt viel Sand auf der Fahrbahn und in jede Ritze meiner Bekleidung und Ausrüstung kriecht der feine ockerbraune Staub. Dafür erfreue ich mich an den Obstbäumen, an denen teilweise noch die Äpfel hängen, an den großen Tannen mit ihren langen Bartflechten und an der schönen Berglandschaft. Nach 2 Stunden und 30 Minuten erreiche ich den Dochu La (Pass) auf 3125 m und rolle auf dem großen Parkplatz an eine kleine Mauer. Gerade als ich das Fahrrad abstelle, kommt ein Bhutaner auf mich zu und outet sich als passionierter Mountainbiker. Er erzählt von seinem Sieg im Jahr 2013 und seinem dritten Platz in diesem Jahr (2014) beim anstrengenden Radrennen von Jakar nach Thimphu.

Es geht sehr schnell hinab in den nebelverhangenen Nadel-Rhododendron-Wald. Schon nach etwa 20 Kilometern bin ich wieder mitten in einer Baustelle. Zwar kann ich bis an die Spitze des etwa drei Kilometer langen Staus heranfahren. Aber dann gilt auch für mich die Straßensperrung wegen Sprengungsarbeiten. So verbringe ich fast eine Stunde im Dreck stehend am Straßenrand. In Metshina biege ich in Richtung Punakha abbiege, wo sehr viel weniger Verkehr fließt. Es geht weiterhin recht steil hangabwärts. Ich fahre an abgeernteten Reisfeldern vorbei, erreiche den großen Fluss Puna Tsang Chhu und komme am späteren Nachmittag an den Dzong von Punakha. Mich beeindrucken besonders die Dimensionen dieses Bauwerkes.

Ich erkunde in den nächsten etwa eineinhalb Stunden den Dzong. Die Mönche sind sehr nett und scheuchen mich nicht weg. Da die meisten Touristengruppen schon wieder in Richtung Parkplatz unterwegs sind, leert sich die gesamte Anlage schnell. Ich höre jetzt nur noch die einheimische Sprache. Mit ein paar jüngeren Mönchen unterhalte ich mich. Sie sind auch neugierig über mein Fahrrad, können mich aber leider nicht bis zum Parkplatz begleiten, weil sie gleich zum Abendgebet müssen. Aber auch ich muss weiter, wenn ich nicht erst im Dunklen aus dem Kleinstädtchen kommen möchte.

Thimphu  
Dagana und Tsiwang