Entlang der Ströme

 
die Baustelle  
Gongga Shan

Es ist beeindruckend, wie breit und reißend hier mir vollkommen unbekannte Flüsse sind. Sichuan, vier Ströme, so heißt die Provinz, die ich bereise. Jetzt verstehe ich: Berge und Ströme gehören zusammen, ohne das Wasser keine Berge und ohne Berge keine Ströme. Reißend stürzt das Wasser in die Tiefe, bis es irgendwann, irgendwo weit weg ins Meer fließt.

Auf der neuen Teerstraße radle ich nun wieder bergauf, ganz gemächlich mit angenehmer Steigung. Der Wald aus Fichten und Birken geht irgendwann in Azaleenbuschland über, dann kommt alpines Grasland, dann wieder ein Pass. Dann geht es in umgekehrter Reihenfolge durch die Vegetationszonen in das nächste Tal. So verbringe ich die nächsten Tage, jeden Tag ein Pass von 3900 m mit 600 bis 800 Höhenmetern Anstieg.

Ich passiere Zamtang, dann Luhuo. Von Luhuo bis Bamei nehme ich dann den Bus, da ich merke dass ich an den hohen Pässen zu langsam bin, um in der mir zu Verfügung stehenden 16 Tagen die gesamte Strecke zu radeln.

Die Dörfer gefallen mir: Der Baustil ist zwar in jedem Tal etwas verschieden, aber alle tibetischen Bauernhäuser haben eine Dachterrasse, wo Stroh oder Früchte getrocknet werden können. Stupas zieren den Ein- und Ausgang der Dörfer Gebetsfähnchen sind in den Hängen oberhalb der Dörfer zu bewundern. Meist ist auch ein Kloster in der Nähe. Ein Kloster fällt mir besonders auf: Es hat einige schön verzierte Stupas mit aufgemalten Augen oder Tiermotiven.

Das größte Kloster, das ich besuche, ist in Tagong (3900 m), ein Ziel vieler Pilger. Gänge mit Gebetsmühlen sind in die Außenmauern eingebaut, so dass die Pilger das Kloster unter Drehen der Gebetsmühlen umrunden können. Im Innenhof gibt es mehrere Tempel, die unteschiedlichen Göttern gewidmet sind.

Von Tagong aus folge ich wieder einem Fluss talabwärts. Die Felsen im Fluss, sowie Steine und Felsen in den Berghängen sind mit eingravierten Gebeten verziert, sogar ganze Gemälde buddhistischer Gottheiten gibt es zu bewundern. Sehr eindrucksvoll, immer wieder unterbreche ich die Abfahrt, um mir diese mühevoll erstellten Gemälde näher anzusehen.

Das Tal geht schließlich in ein breites Hochtal auf 3500 m Höhe über. Der Fluss fließt nun gemächlich und Tiere weiden auf den breiten Auwiesen. Die Straße ist gesäumt von Pappeln. Schon bald erreiche ich die Straße 318, die von Chengdu bis nach Lhasa führt.

Nur ein kurzes Stück muss ich auf dieser Hauptverkehrsader radeln, dann biege ich wieder auf eine kleinere Straße nach Süden ab. Dem Charakter als Hauptverbindungsstraße gerecht werdend ist die Straße 318 recht staubig und es herrscht ein reger LKW-Verkehr. In einem Dorf esse ich noch einmal eine große Portion Reis mit Ei, dann geht es voller Vorfreude in Richtung Gongga Shan.

die Baustelle  
Gongga Shan