Tibet Informationen

Allgemeines

Eine Radtour in Tibet abseits der grossen Verbindungsstrecken erfordert etwas intensivere Vorbereitung. Nicht nur die Pisten sind oft konditionell und technisch anspruchsvoll, sondern auch die Versorgungslage hinsichtlich Lebensmittel und Wasser ist spärlich, und man ist erst einmal auf sich selber gestellt wenn etwas kaputt geht. Zudem ist man der grossen Höhe, der intensiven Sonne und dem immerwährenden Wind ständig ausgesetzt - das kostet körperlich und psychisch viel Kraft.
Die kontrastreiche und wunderschöne Landschaft Tibets, die Nomaden und Bergbauern, der leuchtende nächtliche Sternenhimmel und die einsame Pisten entschädigen jedoch für all die Strapazen. Tibet ist kein einfaches, aber ein sehr schönes Land zum Radfahren. Und es macht süchtig!

Karten und Reiseführer

"Tibet - Reisen auf dem Dach der Welt"

Tibet - Reisen auf dem Dach der Welt, Trescher Verlag, Berlin. 372 Seiten.
ISBN 978-3-89794-209-7 (3.
Auflage)
19.95 €
Dritte, aktualisierte und verbesserte Auflage des Tibet-Reiseführers, mit 200 Farbfotos, farbigen Klappkarten und Übersichtskarten.

Zur Vorbereitung und Durchführung unserer Tour erwiesen sich folgende Karten und Bücher als sehr gut und nützlich:
Geographical Map of Tibet
Gizi Map, Ungarn
1: 2 000 000

Schöne physikalische Karte zur groben Orientierung. Straßen mit Entfernungsmakierung. Größere Siedlungen sind in englisch, chinesisch und tibetisch ausgezeichnet.

Sehr gut für die Planung und grobe Orientierung unterwegs, enthält jedoch einige Fehler.
Straßenkarte Himalaya/Tibet
Gecko Maps, Schweiz
1: 1 600 000

Sehr genaue Straßeninformation mit Entfernungen. Zusätzlich geographische Information. Deckt den gesamten Himalaya ab. In English

Super Karte, hat aber ein riesiges Format.
Chinese Province Map of Tibet Autonomous Region
Star publishing house; China
1: 2 000 000

Politische Karte von Tibet mit Provinzgrenzen. Keine Topographie, keine Entfernungen, dafür details entlang der Straßen, kleine Siedlungen, etc. In chinesisch.

Gut für unterwegs, da Ortsnamen alle in chinesisch.
Russische Generalstabskarten
1: 200 000

Exzellente topographische Karten mit sehr viel Detailinformation. In russisch. Die Karten können in der Saatsbibliothek in Berlin eingesehen werden.
Für alle Backcountry-Touren unbedingt diese Karten verwenden!

Einige russische Topographische Karten (1:500 000) gibt es bei mapstor


Einsicht der russischen Generalstabskarten von Westtibet
China Road Atlas
gibt es in Buchläden in China

Sehr genaue Straßeninformation mit Entfernungen. Auch kleinere Sträßchen sind eingezeichnet, ebenso kleine Siedlungen. In chinesisch.

Super zur Planung von Touren abseits der Hauptstrassen.
Mapping the Tibetan World
Osada Y, Allwright G, Kanamaru A (2000)
Kotan Publishing
ISBN: 0-9701716-0-9

Great resource for planning and on tour! Detailed sketches, city maps, and lots of useful information about traveling Tibet and adjacent provinces (bus schedules, etc.)
Tibet Overland
McConnell K (2002)
Trailblazer Publications
ISBN: 1-873756-41-0

Detailed road book for the main bicycle routes in Tibet: Lhasa - Kathmandu, Lhasa - Kailash - Kashgar, and East Tibetan routes. Great for planning and estimation of distances and riding time.
Open-Source und Freeware Software zur Ansicht von hochauflösenden Satellitenfotos:
Google Earth
Die Auswertung von Satellitenfotos ist sehr hilfreich zur Planung von offroad-Touren zur Einschätzung von Geländebeschaffenheiten, zum finden von Routen etc, und natürlich zum Träumen ideal!

Lebensmittel und Wasser

Lebensmittel: Grundnahrungsmittel (Nudeln, Kekse, Milchpulver) sind in Tibet problemlos in jedem kleineren Dorf zu bekommen. Dehydrierte Spezialnahrung sollte man jedoch von zu Hause mitzubringen. In Lhasa bekommt man alles nötige zu kaufen, einschließlich Nüsse, Haferflocken (selten in China), und Trockenfrüchte.
Entlang der Haputrouten (Friendship Highway, Xinjiang-Tibet-Highway, Qinghai-Tibet-Highway) gibt es in Siedlungen und an Truckstops kleine Lebensmittel-Läden und Restaurants, man hat somit alle zwei bis drei Tage eine Einkaufsmöglichkeit. Entlang der 'Nordroute' (Ali-Gertse-Donco-Coqen-Raka) ist die Versorgung schlechter, so daß man schon einmal für drei bis sieben Tage Lebensmittel transportieren muß. In Osttibet ist die Versorgungslage am besten, es gibt eine Vielzahl an Dörfern und Städten, die alle grössere Lebensmittel-Läden haben (auch Bäckereien!) und zudem eine gute Auswahl and Straßenrestaurants.
Wer eine Tour 'offroad' plant, und größere Siedlungen umfahren möchte, muß sich auf ein- oder mehrwöchige komplette Selbstversorgung einstellen.
Wasser: Viele Regionen Tibets sind wüstenhaft, die meisten Seen sind Salzseen. In Westtibet war es abseits der Siedlungen oft schwierig, Wasser zu finden. Unbedingt für genügend Wassertransport-Kapazität sorgen (Wassersack, PET-Flaschen). Wir benutzten keinen Wasserfilter, hatten aber Aufreinigungstabletten dabei.
In Siedlungen und bei Nomaden bekommt man problemlos Wasser, meist wird einem heißes Wasser gegeben.
Treibstoff für den Kocher: Unbedingt einen Kocher verwenden, der Autobenzin und Diesel verbrennen kann. Die Qualität des Autobenzins ist recht schlecht, häufigeres Reinigen des Kochers könnte notwendig sein.
In Westtibet gibt es 93er-Oktan Benzin oder Diesel aus Benzinfässern an Truckstops und in kleineren Dörfern. In Osttibet gibt es mittlererweile ein Netz an modernen Tankstellen in größeren Städtchen (Meldro Gungkar, Ngapo Zampa, Bayi, Nyingchi, Bomi, Baxoi, Bamda, Zuogong, etc.). Wir konnten nirgendwo in Tibet gereinigtes Benzin finden.

Strassen und Pisten

Westtibet, Zentraltibet: Die grossen Verbindungsstraßen sind sehr schlecht! Es sind LKW-Pisten, die zudem schlecht gepflegt sind - ein Großteil der Strecke ist fast unfahrbare 'Wellblech'piste. Weiterhin ist das Fahren auf diesen Pisten durch den LKW-Verkehr eine sehr staubige Angelegenheit. Kleinere Pisten sind oft weitaus besser zu fahren, da sie nicht durch den LKW-Verkehr zerfahren wurden. Radfahrer in Westtibet sollten sich auf Wackersteine, Flußschotter, Flußkiesel, kurze steile Rampen, etc. einstellen.

Friendship Highway: Die Hauptstrecke des Friendship Higway (Straße 318) im Brahmaputra-Tal wird bis Ende 2005 neu trassiert und asphaltiert. Viel Verkehr, LKW, Busse und Jeeps, aber eindrucksvolle Landschaft.

Osttibet: Ein Großteil der Strecke auf der Straße 318 ist geteert und gut zu fahren - in den nächsten Jahren wird mehr Teerstraße hinzukommen, die Bauarbeiten laufen. Die Pistenabschnitte sind recht gut, aber sehr schlammig nach Regen. Vorsicht, an vielen Pistenabschnitten herrscht Erdrutschgefahr.
Details zu einigen der Strecken:
Xinjiang - Tibet Highway (Kargilik bis Domar; Straße 219)

snowy morning, Xaidulla
Westtibet (Domar - Gertse)

evening in the Changtang
Transhimalaya Road (Dongco - Coqen - Raka)

TakydCo (5170m)
Friendship Highway (Lhatse bis Lhasa; Straße 318)

Yarlung Tsangpo valley
Ost-Tibet (Lhasa bis Zuogong; Straße 318)

Kehren zum Gama La (4618m)

LKW-trampen:

  • in abgelegenen Regionen fahren die LKWs im Konvoi von drei bis vier LKWs
  • das Mitfahren ist meist nicht umsonst, die Preise sind Verhandlungssache
  • eine Mitfahrgelegenheit zu finden ist am einfachsten in einer kleinen Stadt oder an einem der Truckstops
  • auf den schlechten Pisten Westtibets fahren die Konvois auch nur 200 km pro Tag, im Sommer vielleicht etwas mehr
  • es ist nicht so einfach, einen LKW zu finden, der Platz für mehr als eine Person hat. Oft sitzen schon zwei bis drei Fahrer in der Kabine und auf der Ladefläche mitzufahren ist nicht immer möglich
  • man sollte sich bewußt sein, daß die Fahrer offiziell keine Ausländer mitnehmen dürfen. Dementsprechend wird man nicht durch jede der vielen Verkehrskontrollen mitgenommen, oder die Fahrer auch ganz ab, einen mitzunehmen
  • auch wenn man keine Mitfahrgelegenheit braucht, lohnt es sich, sich mit den LKW-Fahrern gut zu stellen. Sie könnten einem in einer Notsituation helfen und haben auch die aktuelle Straßeninformation

LKWs in Xaidulla

Nützliches in der Ausrüstung

Die Ausrüstung für eine Tibet-Tour sollte robust sein um den harten Bedingungen zu widerstehen, gleichzeitig ist es auch wichtig, möglichst leicht zu packen, denn an den steilen Pässen spürt man jedes Kilo zuviel. Bewußt stellen wir hier keine Packliste rein (hier einiges an Ausrüstung, die wir benutzen), da wir der Meinung sind, daß das individuell zu unterschiedlich ist und oft einfach auch egal ist. Vielmehr möchten wir hier ein paar 'Kleinigkeiten' erwähnen und spezifisch für Tibet ein paar Tips geben:
Gedanken zum Zelt: das Zelt sollte auf jeden Fall sturmstabil sein, und man sollte in der Lage sein, das Zelt auch bei Sturm auf- und abzubauen, ohne daß die Fetzen fliegen. Ob Tunnelzelt oder Geodätisches Zelt ist nicht so entscheidend, allerdings ist der Boden manchmal ordentlich hart, so daß Heringe nur schwer rein gehen. Mindestens eine Apside sollte groß genug sein, um darin bei schlechtem Wetter zu kochen. Wir benutzen ein Zweimann-Tunnelzelt, und waren damit sehr zufrieden.
Bekleidung: Wichtig ist was vernünftiges gegen Wind dabeizuhaben. Wir trugen nur dünne Windjacken über der Thermounterwäsche, für abends dann eine dicke Fleece-Jacke. Unsere best-bewährtester 'Neuzugang' in der Ausrüstung waren die selbst entworfenen und vom Schuster fertiggestellten Filzstiefel: In ihnen haben unsere Füsse im Schnee und an kalten, windigen Tagen nie geforeren!
nützliche Fahrradteile: eine Federgabel (mit passendem Lowrider) ist zu empfehlen - die Fotoausrüstung und die Handgelenke werden sich freuen. Mit der Speedhub wird das Schalten komfortabler und weniger wartungsintensiv, vor allem bei Eis, Schnee und Staub. Wir bevorzugen den niedrigen Schwerpunkt eines Fahrradanhängers gegenüber dem hoch bepackten Hinterradgepäckträger, aber das ist Geschmackssache.
Halsbonbons: ...waren sehr gut um den Mund feucht zu halten und somit Halsreizungen und Husten vorzubeugen. In der Höhe verliert man allein durch die Atmung sehr viel Wasser und wir waren in sehr trockenen Regionen unterwegs. Gut bewährt haben sich Fishermans Friend, Salbeibonbons, Malzbonbons und ein kleines Sortiment von Ricola. Diverse Bonbons gibt es an truckstops und in Dörfern massenweise zu kaufen.  
Handcreme: die trockene Höhenluft brachte unsere Finger und Lippen zum Aufplatzen, das war sehr schmerzhaft. Mit einer guten Handcreme ließ sich dies heilen und vorbeugen.

Wetter und Reisezeit

In Tibet muß man zu jeder Jahreszeit mit allem rechnen. In der großen Höhe kann sich das Wetter schnell ändern und meist ist dies verbunden mit hohen Temperaturschwankungen. Wenn die Sonne scheint, ist es heiß, wenn Wolken aufziehen, wird es sofort kalt. Wir erlebten Schneesturm, Regen, Wind und strahlend blauen Himmel (oft an einem Tag). Zudem ist die Sonne in großer Höhe sehr intensiv. Der Wind begann oft am späten Vormittag und nahm bis nachmittags zu; Nachts war es meist windstill.
Wann ist die beste Reisezeit? Reisen nach Tibet sind ganzjährig möglich, hier ein paar Überlegungen:
März-Mai: wir reisten im Frühling, obwohl das eher die ungewöhnlichste Reisezeit ist. In Nordwest-Tibet blieben wir zwar wortwörtlich im Schnee stecken, ansonsten war es eine sehr erlebnisreiche Zeit: viele Wildtiere (z.B. balzende Kraniche, Zugvögel, große Herden Wildesel und Antilopen), die ersten Frühjahrsblumen. Die Frühjahrszeit auch eine sehr trockene Jahreszeit, wir hatten oft Schwierigkeiten, (flüssiges) Wasser zu finden - Schnee schmilzt in der Höhe nicht, sondern sublimiert! Zudem ist es im Frühjahr oft sehr windig, in Westtibet hatten wir vor allem starken Westwind.
June-August: in dieser Zeit ist die Regenzeit, es gibt viele sehr heftige Gewitter. Einige der Pisten könnten schwierig zu befahren sein, wenn diese nach Regen schlammig sind.
September-Novemer: ideale Reisezeit, trockenes Wetter, klarer Himmel
December-February: Winter ist kalt in Tibet, aber Winterlandschaft hat auch ihre Reize!

Menschen in Tibet

General: During our tour from West to East across Tibet, we met people of different ethnic backgrounds and culture. While in west Tibet we mainly met nomads, the Tibetans in the Yarlung Tsangpo valley and the East Tibetan Khampas are farmers. As truck drivers we met Tibetans as well as Uighurs from Xinjiang. At road construction camps, we saw different ethnic groups. Actually, we did not feel so comfortable with the road workers, they were rather pushy. However, there was never any incident that made us feel unsafe.
West Tibet: Our experinece with people along the Xinjiang-Tibet Highway was always very positive. The Uighurs and Hui people are curious and very friendly. The truck drivers (mainly Uighurs) were helpful and considerate. We felt comfortable eating and sleeping at muslim restaurants along the way.
Nomads of West Tibet and the ChangTang were curious, friendly, but also quite shy. Often, children and women were afraid of our appearance, they would disappear into their houses or tents when we approached. Asking nomads for distances and directions often was difficult, they did not seem to understand our pronuciations of place names and they certainly don't know about kilometers.
Friendship Highway: In contrast to the friendly folks of West Tibet, our experinece with the people along the main road 318 of the Friendship Highway was not so great. Nothing serious happended, but crowds of road workers shouting their 'hello' after us, kids running after us, and begging children and women did not really make us feel very comfortable.
East Tibet: Along road 318, people in villages sometimes shouted 'hello', 'ok' after us, and kids tried to run after us. It became very clear that those people were used to the sight of (cycling) tourist passing by. This changed drastically when we were on the small road along the WiChu river - suddenly adult people were friendly but more shy, no yelling anymore, no begging, and children were silently watching with big eyes or even running away from us. In East Tibet, we also saw many pilgrims, and actually they seemed to understand what bike touring is about.
Villages and towns: We found people in larger villages to behave quite different from those in the county side. Especially in those new Chinese settlements, men would just sit in the street, do nothing and stare at us. The inhabitants of such villages also were not at all helpful with directions, and sometimes even shopping was a pain.
An exception is Lhasa, there people are used to the sight of Western people.

Uighur truck drivers

nomads of West Tibet

farmers of East Tibet

children along the Friendship highway

Hunde

Zu den Hunden in Tibet gibt es viele 'Horrorstories' über großen, wilden Bestien. Unsere Erfahrungen waren zum Glück nicht negativ. Vorsichtshalber nahmen wir vor der Durchfahrt kleinerer Siedlungen ein paar Steine auf, mit denen wir dann Hunde bewarfen, sollten sie uns hinterher laufen. Damit waren alle 'Angriffe' schnell beendet.
Die Hunde der Nomaden waren in der Regel nicht aggressiv, in Barackensiedlungen und an Baustellencamps gab es jedoch den einen oder anderen aggressiv hinterher-rennenden Hund. Obwohl wir selber von üblen Attacken verschont blieben, haben wir von anderen gehört, die attackiert und gebissen wurden (vor allem in der Stadt Markam, Osttibet).
Fazit: Vorsichtig sein, Wurfstein bereit halten, aber bloß nicht wegen der Hunde Tibets in Panik verfallen.

Hund einer Nomadenfamilie in Westtibet

Visum und Permits

Für Reisen in Tibet benötigt man ein gültiges Visum für China, bei der Antragstellung ist es ratsam, Tibet als Reiseziel nicht zu erwähnen. Das Standard-Touristenvisum ist in der Regel für 30 Tage gültig, kann aber innerhalb Chinas (aber nicht unbedingt in Tibet!) problemlos mehrfach verlängert werden. Für ein 90-Tage-Visum benötigt man eine Einladung aus China, die man auch über Visumsagenturen bekommen kann. In HongKong bekommt man in einigen Reiseagenturen problemlos auch längerfristiges Visum für China.
Eine Visumsverlängerung ist in Tibet äusserst schwierig. In grösseren Städten (Lhasa, Shigatse, Ali) kann man Visumsverlängerungen bekommen, allerdings oft nur für wenige Tage, je nach Verhandlungsgeschick und Laune der Beamten.
Viele Regionen in Tibet sind offiziell für Individualtouristen 'geschlossen'. Eine sogenannte Alien Travel Permit wird benötigt. Die Alien Travel Permits sind nur regional gültig und können in den entsprechenden