Radtour im Antiatlas

 
Antiatlas nach Norden  

Ans Meer: Sous Massa

Leider ist dieser einsame Fahrspaß am nächsten Morgen nur sehr kurz, nach 10 km haben wir schon wieder eine von links kommende geschobene und gewalzte Piste erreicht, der wir dann folgen. Entlang eines palmenumsäumten Flusses, garniert mit blühenden Oleandern und begleitet von vielen Vogelstimmen fahren wir nach Westen und erreichen ein verlassenes französisches Fort (so vermuten wir). Ein paar Bauarbeiter sind am Ortseingang zu Gange. Über zwei kleine Hügel, die hohen Berge des Anti-Atlas hinter uns lassend, erreichen wir eine Weggabelung, der wir nach Norden folgen und bald auch wieder Asphalt unter den Reifen haben.

In Ait Milk können wir wieder einkaufen (Gemüse und Orangen) und biegen in Richtung Had-Belfa direkt nach Westen ab. Tendenziell fahren wir immer weiter bergab – heute wollen wir ja das Meer erreichen. Und Rückenwind haben wir auch wieder einmal... Nun radeln wir wieder entlang von landwirtschaftlichen Gemüseanbauflächen. Dazwischen gibt es immer wieder Getreidefelder, Olivenhaine und kleine Ortschaften. Nur kurz fahren wir auf der N1 nach Norden, biegen in Had-Belfa auch schon wieder nach Westen ab, in Richtung Sidi Rabat. In Massa gibt es nochmal Einkaufsmöglichkeiten. An der Weggabelung fahren wir nach rechts und an der nächsten Weggabelung links (geradeaus geht es zur Ortschaft Sidi Rabat). Wir erreichen den Nationalpark Massa, der sich beiderseits des Ufers des gleichnamigen Flusses erstreckt.

Leider kostet das Betreten eine nicht ganz kleine Summe (120 Dirhams / Pers.), dafür kommt ein Guide mit uns, der uns mit seinem Fernglas die vielen Vogelarten zeigt, die im Verlandungsbereich und auf den Schwemmfächern des dem Meer zustrebenden Flusses stehen oder schwimmen. Da sind europäische Kraniche, Purpur-, Grau-, Seiden- und Silberreiher, Löffler, ein Flamingo, sehr viele Kormorane, mehrere Waldtraps (Europäischer Wald-Ibis), diverse Enten- und Mövenarten.

Außerdem entdecken wir auf dem Gelände des Nationalparks einige blühende Pflanzen, die außerhalb schon längst dem Fraß von Ziegen und Schafen zum Opfer fielen.
Ab dem hinteren Ausgang des ca. 3 km langen Wanderweges durch den Nationalpark (wir waren noch nie so schnell durch einen Nationalpark gelaufen bzw. die Fahrräder geschoben) sind wir an den Sanddünen des Atlantiks angekommen. Hier schieben wir die Fahrräder auf dem festen Sand des Spülsaums bis zu der im Norden liegenden Betonrampe bei den kleinen Holzbuden. Zum Radeln ist der Sand dann doch zu weich... Oben auf der Ufer-Abbruchkante haben wir wieder eine befahrbare Piste, die an der Steilküste entlangführt.

Leider schlägt das Wetter um. Schon den ganzen Tag war es trüb aber jetzt, wo wir oben auf dem Steilhang das Zelt aufbauen, beginnt es zu regnen. Nachts ziehen mehrere Gewitter über uns hinweg.

Zurück nach Agadir

Am nächsten Morgen, folgen wir der Uferkantenpiste nach Norden immer gerade aus. Es geht durch einige kleine Ortschaften (wo wir uns bei einem Gewitterschauer unterstellen können). Als wir bei einer Kaserne wieder eine Asphaltstraße erreichen biegen wir nach Osten ab und erreichen in Inchaden (mit Rückenwind) bald wieder die N1. Jetzt haben wir nur noch einige Kilometer bis zur Stadt Ait Melloul, wo wir nochmal Orangen einkaufen können, bevor wir wieder zum Flugplatz radeln. Leider erwischt uns auf den letzten Kilometern nocheinmal ein krägtiger Gewitterschauer, so dass wir vollkommen durchnässt am Flugplatz ankommen und dann die Freude haben, das nasse, dreckige Gepäck transportfähig zu verpacken.

Fazit

Straßen-/Pistenzustand: Insgesamt waren deutlich mehr Straßen asphaltiert als von der Michelinkarte zu vermuten war. Die Pisten waren im Wesentlichen gut gewartet und teilweise neu geschoben.
Wasserversorgung: Dorfbrunnen weichen zunehmend einer Wasserversorgung über Leitungen. Daher sind viele öffentliche Brunnenschächte inzwischen verdreckt und kaputt. In Dörfern daher nach öffentlichen Wasserhähnen suchen (Schulen, Restaurants, Moschee) oder zur Not jemanden fragen.
Alles in allem war es eine angenehme, unkomplizierte und landschaftlich sehr abwechslungsreiche Tour (ca. 1000 km, 10000 Höhenmeter). Wir werden definitiv wieder kommen...

Antiatlas nach Norden