Island im Winter

 
Wetterumschwung und White-Out  

Hin und her zurück nach Keflavik

Ich habe jetzt noch ein paar Tage Zeit und beschließe, mir für die Rückfahrt nach Keflavik viel Zeit zu lassen und diverse mit vielen Abstecher zu machen. Auf Anregung durch andere Hostelgäste möchte ich zunächst noch eine heiße Quelle weiter im Süden besuchen, Badegelegenheiten sind bisher definitiv zu kurz gekommen. So starte ich recht früh und bin zwei Stunden später pünktlich zum Öffnungsbeginn an der „Secret Lagoon“. Der Schnee ist größtenteils geschmolzen, und erstmals erkenne ich, wie Island ohne Schnee aussieht: Grüne Wiesen, Farmhäuser mit rotem Dach, weiße Berge im Hintergrund.

Die Badelagune liegt in einem Thermalfeld, die heißen Quellen und ein Geysir entleeren sich direkt in einen Fluss oder in das Badebecken. Je nachdem, wo man sich im Wasser zur Nähe dieser Einflüsse befindet, hat man es wärmer oder kälter. Nebenan wird das heiße Wasser und der warme Boden genutzt, um Gewächshäuser für den Gemüseanbau zu heizen.

Nach dem entspannten Bad radle ich wieder nach Norden, ich möchte ja noch zum Thingvallavatn. Es ist fast windstill und die 4°C emfinde ich als geradezu frühlingshaft warm. Am frühen Nachmittag erreiche ich wieder die Straße 37, die zu dem großen See führt. Ich nehme mir noch Zeit, den Bruarafoss, einen weiteren Wasserfall zu besuchen. Das Wasser leuchtet bläulich in der Nachmittagssonne.

In der Nähe befindet sich auch ein Campingplatz, wo ich das Zelt unter das Vordach der geschlossenen Waschhütte stelle.

Am nächsten Morgen habe ich sogar Rückenwind, der im Laufe des Tages zum Sturm anwächst. Zwar schneit es vormittags kurz nasse, schwere Flocken, später ist es dann aber trocken. Ich fliege geradezu über die Hochebene nach Westen. Hier ist - je nach Richtung in die man blickt - immer noch Winter, die Landschaft wieder größtenteils schneebedeckt. Ich erreiche den Thingvallavatn, mache ein paar Abstecher zum Aussichtspunkt und den Lavafelsen, aber bei dem herrschenden Sturm ist das nicht so angenehm.

Ich nehme dann die Straße am See entlang nach Süden. Immer wieder gibt es starke Böen, die mich fast von der Straße wehen. Ich blicke mich um, suche nach Windschutz. Nichts. Dann auf einmal, eine Blechhütte direkt am See, offenes Tor zum Wasser hin, windabgewandt. Das ist mein Platz! Das Zelt passt perfekt auf den flachen Boden im Inneren der Hütte und wieder einmal lausche ich dem Klappern loser Wellblechplatten im Wind. Nachts regnet es wieder sehr stark und der Schnee schmilzt.

Am nächsten Morgen fällt mein Schatten erstmals auf grünen Untergrund, die winterliche Stimmung geht zuende. In den nächsten Tagen radle ich dann recht gemütlich wieder zurück nach Keflavik, mit diversen Umwegen versuche ich, eine andere Strecke zu wählen, als auf der Hinfahrt. Aber auch dort, wo es sich nicht vermeiden lässt, dass ich die gleiche Strecke fahre, ist die Landschaft ohne Schnee jetzt völlig anders als noch vor zwei Wochen.

Einmal baue ich mein Zelt zwischen Lavabrocken auf, es ist ein sonniger Abend, im Osten ist der Vollmond aufgegangen, während im Westen die Sonne gerade untergeht. Ich bin zufrieden. Dann, wieder einmal mitten in der Nacht beginnt es stark zu regnen und ich muss am nächsten Morgen das Zelt nass einpacken.

Die nächsten beiden Tage bringen tagsüber zwar trockenes Radelwetter aber trübe dunkle Bewölkung.

Ich bin, auch wegen des trüben Wetters, das wenig einladend ist zu Abstechern und Wanderungen, einen Tag zu früh in Keflavik. Den Reservetag nutze ich dann noch für eine kleine Runde zu diversen Leuchttürmen auf der Reykjanes-Halbinsel.

Ein letztes Mal zelte ich und prompt schneit es nachts nocheinmal. So muss ich also vor der Heimreise noch ein verschneites Zelt einpacken.

Die 10 Kilometer zum Flughafen sind schnell geradelt und in der Fahrradbastelstation verpacke ich das Rad. Aus irgend einem Grund muss ich auch für das Rad beim Einchecken nichts bezahlen, und bin 3 Stunden später wieder bei frühlingshaften Temperaturen in Deutschland.

Wetterumschwung und White-Out