Kurze Radtour in den rumänischen Karpaten

 
Vidraru-See und Moldoveanu  

Da ich zum Moldoveanu eine Stichstraße hinein geradelt bin,die sich leider fahrradtechnisch als Sackgasse entpuppte, muss ich nun also einen Teil der Strecke auf gleichem Weg wieder zurück.

Zurück ins Topolog-Tal und hinauf zur Alm Calugaru

Ich radle also zurück zum Vidraru-See (vielmehr ist es ein gemütliches Hinabrollen, denn es geht ja am Bach Buda entlang bergab) und gönnen mir ein zweites Frühstück in in der Cabana Cumpana am See. Dann radle ich über zwei kleine Sättel in das Topolog-Tal zurück. Einige Zeit und Kilometer verbringe ich noch damit, am Ende des Topolog-Tals einen auf meiner Landkarte eingezeichneten Weg hoch auf die Almewiesen zu finden. Nach etlichen Kilometern auf teilweise schlammigen Forstpisten gebe ich genervt auf. Nochmal 15 Kilometer zurück (zum Glück bergab...), dann drei Kilometer entlang des Topologel wieder bergan, das bringt mich an den Fuß eines Rückeweges, der definitiv auf die Almen hoch führt.

Nun ja, es weden dann zwei Stunden schweisstreibende Schiebearbeit für 500 Höhenmeter. Zum Glück hat mich keiner gesehen, denn die Waldarbeiter waren nach 18 Uhr schon in ihrem Bauwagen im Tal... Jedenfalls erreiche ich im letzten Tageslicht die Almhütte, und wasche das durchgeschwitzte Hemd, die staubig-dreckige Hose und mich selbst erstmal am kleinen Bach neben der Hütte. Beim Mondschein koche ich dann mein Abendessen. 112 km, 1398 Höhenmeter.

Kammweg hinab nach Cainenii

Von der Calugaru Alm folgte ich am nächsten Nachmittag einem alten Militärpfad aus dem 1. Weltkrieg ins Tal bis Mlaceni. Der Weg führt auf einem Bergkamm (Culmea Topolog) entlang, der schließlich weiter oberhalb auf den Hauptkamm der Karpaten (Fagaras) mündet. Es geht in der Summe zwar bergab, es sind jedoch noch einige kleine Kuppen mit teilweise steilen Gegenanstiege enthalten. Alles in allem ist es eine sehr schöne Mountainbike-Piste, mit nur einer kleinen Schiebepassage am Golul Clabucetului. Ich genieße jeden Meter der Fahrt.

Als ich starte, kommt gerade ein Reiter mit zwei Hunden von der Alm oberhalb von Calugaru. Er schüttelt den Kopf, als er mich sieht, ist dann aber Neugierig genug, um mit seinem Pferd zunächst in gebührendem Abstand hinter mir zu bleiben. Hier soll man radeln können? Ein vernünftiges Mountainbike hat er hier sicher noch nicht gesehen. An einer steilen Stelle mit weichem Untergrund durch Holzrückearbeiten fahre ich ihm dann schließlich davon.

Die Nachmittagssonne taucht die Landschaft in ein stimmungsvolles Licht. An einem schmalen Grat halte ich an und genieße für einen Moment den Blick ins Tal auf das Mosaik aus Dörfern, Obstgärten, Wald und Wiese.

Kurz oberhalb von Mlaceni unterbreche ich die landschaftlich und fahrtechnisch sehr schöne Abfahrt und schlage ein letzes Mal mein Nachtlager auf. Geschützt durch ein Fichtenwäldchen hinter mir und mit Panoramablick ins Tal vor mir genieße ich die letzte Abendsonne.

Morgens früh fahre ich dann durch Mlaceni, mit obligatorischem Stopp am Dorfladen. Ich habe Lust auf Schokolade, aber der Dorfladen hat nur einheimische Marken. Und, natürlich bin ich vom Geschmack enttäuscht! Ich beibe dabei: die Osteuropäischen Länder können keine Schokolade...

Mir kommen ältere und junge Hirten entgegen, die mit ihren Kühen oder Schafen zum Weiden auf die Wiesen oberhalb der Dörfer ziehen. Männer und Frauen mit Hacken oder Sensen, die zur Feldarbeit aufbrechen. Ungläubiges Staunen, als sie mich sehen. Wo kommst du denn her? Was machst du hier? Diese Fragen sind ihnen ins Gesicht geschrieben. Draussen übernachten? Es gibt doch Bären, Wölfe... Und ja, meine Wildsichtungsstatistik weist auf: Wolf im Topolog Tal, Hirsch, Wildschwein, frische Bärenspuren (ja, auf dem Weg...), Eichhörnchen, diverse Vögel.

Kaum im Tal in Perisani angekommen, geht es auf einer steinigen Piste wieder bergan, quer über die Hügel über Titesti bis nach Cainenii. Wieder radle ich durch kleine Straßendörfer, in denen die Zeit stehen geblieben scheint. Subsistenzwirtschaft ist was den Leuten hier das Überleben sichert. Hinter jedem Haus gibt es ein Feld, einen gut gepflegten Garten, fast jeder hat Kühe und/oder Schafe.

Am späten Vormittag komme ich in Cainenii an, und gönne mir im Magazin Mixt nocheinmal ein paar Kekse, die nach Gewicht im Kilopreis verkauft werden (waren sogar ganz gut...). Cainenii ist ein Dorf direkt am Olt und direkt an der Fernstraße zwischen Bukarest und Sibiu. Ich hatte beschlossen, die ca. 50 km nach Sibiu nicht auf der Fernstraße zu radeln, sondern mit der Bahn zurück nach Sibiu zu fahren. Daher endet diese kurze Tour nun am Bahnhof von Cainenii.

Etwas traurig bin ich, dass ich nicht mehr Zeit für die Radtour einplanen konnte, und dass es nun nach nur 7 Radeltagen schon wieder zurück geht. Ich wartete keine 10 Minuten, da kam auch schon der Regionalzug nach Sibiu und brachte mich wieder an meinen Ausgangspunkt in nach Sibiu.

Fazit

Die Tour war leider aufgrund von Arbeitsverpflichtungen viel kürzer als geplant, und ich werde sicher nocheinmal weitere Erkundungen in der Region vornehmen. Sowohl kulturell als auch von den Natureindrücken her hat es mir sehr gut gefallen.
Der Karpatenhauptkammweg kommt auch noch dran, aber wahrscheinlich im ersten Anlauf zu Fuß.

Ein bischen erschrocken war ich über die Ausbeutung der Wälder in Rumänien: professionell organisierte Pilz- und Beerensammler scheinen quantitativ rauszuholen was geht, und hinterlassen dann natürlich ihren Plastikmüll. Auch die Forstwirtschaft funktioniert noch lange nicht nach dem Nachhaltigkeitsprinzip...

Man kann nur hoffen, dass die schöne Natur sowas aushalten kann und trotz allem noch lange erhalten bleibt.

Vidraru-See und Moldoveanu