Radtour in den Karpaten

 
Slowakei, Poloniny Nationalpark  
rumänische Karpaten

 

Ukrainische Karpaten

Schnell bemerken wir, dass wir jetzt nich mehr in "EU-Europa" sind: Die Straßen sind deutlich stärker mit Schlaglöchern durchsetzt, die vorbeifahrenden Autos stinken unangenehm nach Abgasen, und in den Dörfern sitzen die Leute auf der Bank vor ihrem Haus und scheinen nicht besonders viel zu tun zu haben.

Wir radeln auf einer größeren Landstraße durch den Nationalpark Uschanskiji, der an den Slowakischen Poloniny-Park angrenzt. Entlang der Straße, die einem Fluß folgt, sind viele Dörfer, man hat eigentlich nicht wirklich das Gefühl, in einem Nationalpark zu sein.

Traditionelle Häuser in den Dörfern aus Stein oder aus Holz im Kontrast zu und moderne Prestigebauten in Ski-Gebieten.

Die Dörfer sind in der Regel gepflegt, teilweise mit hübschen Häuser mit Holzschindeln in allen möglichen Farben, durchaus auch grelle Farben bei moderneren Bauten. Fast jedes Dorf hat mindestens eine Kirche, auch diese sind oft mit grellen Farben verziert, manchmal gibt es jedoch auch schlichte Holzkirchen im Blockhaus-Stil. Kitschige Friedhöfe mit unmengen an Plastikblumen fallen beim Vorbeifahren auf. Portraits der Verstorbenen zieren die Grabsteine. Charakteristisches Merkmal der ukrainischen Dörfer: Es sind endlose Häuserreihen entlang der Straße. Nur ein Haus, dahinter dann die Felder und Weiden, daneben das nächste Haus, und so weiter. Daher hat man ständig das Gefühl, die Dörfer hören nie auf. Einen Zeltplatz zu finden, ist hier schwierig, wir haben jedoch am ersten Tag in der Ukraine Glück und finden an einer überdachten Picknickbank ein schönes Plätzchen, gerade noch rechtzeitig vor dem abendlichen Regenschauer.

Nachdem die Täler so dicht besiedelt sind suchen wir uns eine Straße aus, die über die Berge führt. Sobald man ein paar Höhenmeter hinter sich gebracht hat, werden die Dörfer kleiner und schließlich gibt es nur noch einzelne Höfe. Die kleineren Bergstraßen sind aber oft nicht geteert und nach dem vielen Regen muss man auf Schlammpassagen gefasst sein. Dafür gibt es wenig Verkehr.

Am Morgen starten wir also über einen etwa 900m hohen Pass, die Straße ist gesäumt von Weideland, und wir genießen die Aussicht über die Hügel der Karpaten. Auch die Abfahrt auf der anderen Seite führt duch Weideland abwechselnd mit Buchenwald.

In der Ukraine finden wir immer wieder überdachte und nicht überdachte Picknickbänke als ideale Pausenplätze. Wasser nehmen wir oft von Bergbächen, einmal auch aus einer Quelle, die in ein christliches Denkmal integriert ist... Hat trotzdem geschmeckt, das Wasser...

Das Wetter tagsüber ist wechselhaft: Meist beginnt der Tag warm und sonnig, dann wird es unerträglich schwül und ab mittag müssen wir mit Regen rechnen. Wir haben jedoch bisher Glück und finden rechtzeitig einen Picknickpavillion, ein geräumiges Bushäuschen oder eine andere Unterstellmöglichkeit, so dass wir kaum nass werden. Das schwüle Klima ist jedoch nicht so angenehm, wir fühlen uns wie in einer Sauna, und Sauna ist so gar nicht mein Fall...

Einige Hügel weiter und am späten Nachmittag verlassen wir wieder einmal ein dicht besiedletes Flußtal und quälen uns vor dem Abendessen noch einen steilen Paß hoch, diesmal nur 890 m, aber dafür drei Kilometer lang 10% Steigung. Die Aussicht auf die bewaldeten Berge mit den in der Abensonne leuchtenden Almen stimmt uns voll Vorfreude auf einen schönen Zeltplatz im Nationalpark Sinevir auf der anderen Seite des Passes. Doch es soll anders kommen....

Viel zu schnell ist die kurze steile Abfahrt durch schönen Wald vorbei, und wir finden uns wieder in einem Tal, das dicht besiedlet ist. Die landwirtschaftliche Nutzung zieht sich auch weit die Hänge hinauf - wie war das noch mit dem Nationalpark? Ein Dorf geht entlang der Straße nahtlos ins andere über, das Sonnenlicht schwindet, und wir kommen noch einmal in einen kurzen Regenschauer. Weiter geht's, leicht bergab. Das Dorf muss doch mal zuende sein... Immerhin hat einer der kleinen Dorfläden noch offen, und wir kaufen erstmal eine Schokolade und einen Saft als Stärkung. Schließlich, bestimmt drei in einander übergehende Dörfer weiter, kommen wir zu einer Krezung. Wir möchten nach links weiter für unsere geplante Route, die Straße ist jedoch nun nicht mehr geteert. Auf einer üblen Wackersteinpiste ruckeln wir weiter, jetzt wieder talaufwärts, immer noch nach der Suche nach einer Lücke zwishen den endlosen Häuserreihen, wo wir mal das Zelt aufbauen können. Weiter, die Sonen geht bald unter.

Endlich - nach mindestens 23 Kilometer nur an Häusern vorbei - finden wir zwischen der Piste und einem Fluß ein paar Meter Wiese, auf die wir im letzten Sonnenlicht das Zelt stellen. Nicht ideal, aber was soll's.

Die "gelbe" Straße

In der Landkarte ist hier eine "gelbe" Straße (Straße 2. Ordnug, also schon was größeres) eingezeichnet... Nach unserem "Biwak" in Dorfnähe stehen wir morgens ersteinmal vor der Herausforderung, die richtige Piste zu finden: die obere Schlammpiste, oder die untere? Eine alte Frau aus dem "Endlosdorf" bestätigt schließlich: wir müssen bergauf. Dass wir zunächst schieben müssen ist uns eigentlich egal, wir sind froh, das Dorf endlich hinter uns zu lassen.

Die Piste führt durch Almen mit Orchideen und Waldstücke mit frisch ausgetriebenen Buchen und Ahorn. Die Vögel singen, die Sonne scheint. Es macht Spaß, auch wenn wir einige Schlammpassagen schieben bewältigen müssen. Nach ein-einhalb Stunden erreichen wir einen Paß mit 930 Meter Höhe. Hier gibt es mitten im Nichts auch mal wieder einen Wegweiser, wir sind also richtig. Nach einer ausgiebigen "Sonnenpause" machen wir uns an die Abfahrt. Der weg ist von Forstfahrzeugen stak zerfahren, die tiefen Fahrspuren sind mit Wasser gefüllt. Am Rand finden wir jedoch meist eine Spur, der wir bergab fahren können. ´Fahrspurwechsel sind jedoch immer schwierig und oft auch damit verbunden, dass man in den Schlamm treten muss. Als wir das steilste Stück hinter uns haben, sind wir von oben bis unten voll Matsch. Die Piste führt dann für bestimmt über eienen Kilometer im Flussbett - das ist gut, um Schuhe, Beine und Rad wieder sauber zu kriegen, aber es ist nicht fahrbar.

Schließlich verläßt die Piste das Flussbett und wir können wieder radeln. Dann trifft die Piste auf einen Betonplattenweg, und wir kommen in das erste Dorf (Komsomolsk), seit dem "Endlosdorf" auf der anderen Seite. Weiter geht es bergab, immer am Fluss entlang, vorbei and bunten Wiesen und durch Wald.

Eine weitere kleine Piste, die wir eigentlich über die Berge fahren wollten ist uns zu aufgeweicht, und nach unseren heutigen Matsch-Erlebnissen beschließen wir statt dessen, dem Fluss Terevsa zu folgen, bis dieser an der Rumänischen Grenze in die Theiß fließt. Ab mittags beginnt es dannn auch noch zu nieseln und den ganzen Nachmittag fahren wir dann in voller Regenausrüstung. Als wir abends einen Zeltplatz neben einer Bahnlinie finden, scheint jedoch noch einmal die Sonne und wir können einige Sachen trocknen.

Zum Berg Petros (2020m)

Das breite Tal der Theiß ist dicht besieldelt, überall entstehen Neubauten oft mit gewagter, individueller Architektur. Wir folgen der Teis flussaufwärts wieder in die Karpaten, Ziel ist der Karpati Nationalpark. Als wir im Dorf Kvasy auf einer Touristenkarte den Weg zum Berg Petros mit 20 km ausgeschildert sehen, ändern wir kurzerhand die Route und verlassen das besiedelte Tal. Auf einer kleinen Waldpiste radeln wir jetzt steil bergauf - wir wollen so weit wie möglich die Strecke zum Berg per Rad verkürzen und den Rest am nächsten Tag wandern.

Die Entscheidung für die Piste zum Petros was gut, wir haben hier tolle Natur erlebt und natürlich auch jede Menge Fahrspass auf der kleinen Waldpiste.

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