Off-Road zwischen Lagunen und Vulkanen

 
der Minikrater  


Hinab in die Atacama

Schließlich verlasse ich den windgeschützten Zeltplatz an der Laguna Lejia und mache mich auf zurück nach San Pedro der Atacama. Der Wasservorrat geht zuende, der Proviant ist fast aufgegessen und damit ist meine Zeit auf dem Hochland auch vorbei. Es beginnt mit einem etwa Anstieg von etwa 100 Höhenmeter, aber alles fahrbar. Wie zum Abschied steht eine Herde Vicunias direkt am Weg. Als ich die Anhöhe erreicht habe, freue ich mich auf eine gemütliche Abfahrt. Aber weit gefehlt…

Es geht zwar zunächst bergab, aber der nächste lange Anstieg ist schon zu sehen. Trockental, Hügel, Senke, Anhöhe, immer im Wechsel. Und alles durchgehend auf Wellblechpiste. Für einen kurzen Moment sehne ich mich wieder auf den sandigen Vulkangrus des Altiplanos. Inzwischen bin ich nur noch auf 3800m Höhe. Es gibt jetzt außer dem gelben, borstigen Gras auch diverse dornige Büsche, ich muss also aufpassen wenn ich am äußersten Pistenrand dem Wellblech ausweichen möchte.
Als ich dann am frühen Nachmittag den markanten Südknick der Piste erreiche, wo auch vom Laskar ein kleiner Bach fließt, mache ich erschöpft eine Pause. Die knapp kalkulierten Rationen an Proviant und Wasser der letzten Tage machen sich halt doch langsam bemerkbar. Leider ist das Wasser nicht gut, zu viele Lamas und Ziegen weiden am Ufer. Im Schatten einer Felswand sitzend rechne ich es einmal aus: 600 Höhenmeter abgefahren, 300 Höhenmeter summiert aus kleinen, giftigen Anstiegen. Sozusagen für jede zwei Höhenmeter bergab ging es auf den letzten 30 Kilometern einen Meter bergauf…


Dann aber, als ich den Anstieg aus dem Canyon überwunden habe führt die Piste endlich zügig abwärts. Dennoch ruckle ich im Schneckentempo bergab, die Wellblechpiste erlaubt nicht mehr. Erst ab dem Dorf Talabre gibt es dann eine gute Teerstraße, die Topographie bleibt aber wellig. Ich genieße die nun rasante Abfahrt auf gutem Asphalt und erreiche kurze Zeit später die Fernstraße nach Toconado. Nun bleibt es flach, mit einem Mal bin ich nur noch auf 2600 m.

Noch 10 km bis Toconado, das schaffe ich locker, so denke ich. Da gibt es was zu essen! Also mache ich mich auf. Allerdings habe ich die Hitze unterschätzt, und auch, dass es eben nicht nur gerade flach geht, sondern auch hier einige Tälchen zu überwinden sind… Als ich mich auf den kurzen, steilen Anstieg nach Toconado hinein befinde, zeigt mein Thermometer 48°C. Am ersten Laden halte ich und kaufe ein kühles Getränk.

Zu essen gibt es dort aber nichts, dazu muss ich in den Ort zur Plaza. Also wieder etwas zurück bergab… Alles ist zu, Mittagspause… Nach einigem Suchen finde ich doch ein Restaurant, das offen hat und esse ein warmes Sandwich mit Hähnchenfleisch. An der Plaza im Schatten der Bäume mache ich Pause bis 17 Uhr, dann fahre ich trotz nachmittäglichem Wind aus dem Ort heraus, um einen Zeltplatz zu finden. Der Wind ist stark, ich bin etwas verzweifelt, wie ich hier in der sandigen Landschaft einen gescheiten Platz finden soll. In der Ferne sehe ich einen grünen Streifen. Bäume oder Büsche. Dort werde ich sicher Windschutz finden.

Wie weit wird es sein? Ich schätze auf 5 km, am Ende werden es quälende 10 Kilometer, voll im Gegenwind. Dann die Enttäuschung: die Bäume sind dornige Akazien, der Boden darunter voll von runtergefallenen Dornen. Wenig später entdecke ich jedoch nicht weit von der Straße entfernt eine Picknickbank, auf der ich dann meinen Schlafsack ausrolle. Beim Einschlafen blicke ich auf den Licancabur, der im Sonnenuntergang rot erstrahlt. Morgen werde ich zurück nach San Pedro kommen, und die Rundtour beenden. Mit Gedanken an das viele Essen, das mich erwartet, schlafe ich ein.

Über den Salar de Atacama nach San Pedro

Die Nacht war nicht gut. Zu warm, das bin ich nicht mehr gewöhnt… Als ich aufbreche fühle ich mich unausgeruht, aber mit jeder Pedalumdrehung wird es besser. Die Teerstraße ist mir zu monoton, so beschließe ich einen Umweg über den Salar de Atacama zu machen und dabei auch die Lagunen im Salar zu besuchen. Es ist im Wesentlichen eine flache Strecke auf sehr gut fahrbaren Salzpisten. Ich lasse mir Zeit. Ein kurzes Bad in den Ojos del Salar erfrischt etwas und an der Laguna Cejar bin ich überrascht über die grünen Wiesen, die sich rund um die Seen entwickelt haben.


Am frühen Nachmittag erreiche ich dann San Pedro. Müde und ausgehungert fahre ich in die Stadt und als erstes kaufe ich mir als erstes eine leckere, große Empanada bei einem netten Straßenverkäufer. Es folgen dann ein paar Tage, an denen ich von morgens bis abends nur esse: Kuchen, Omlett, Empanadas, Reisgerichte, Kartoffelpuffer, und so weiter. Dazu jeweils frisch gepresste Obstsäfte und jede Menge Eis.

So kann ich nach 10 Tagen auf über 4000 Metern und jeder Menge einsamer Offroadkilometer wieder gut regenerieren.

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